Die Natur als Vorbild einer neuen Welt. Ein fast schon versöhnlicher Gedanke bei all der „unnatürlichen“ Vielfalt, die seit Jahren wie Pilze aus dem Boden schießt. Das Künstliche hat branchenübergreifend Hochkonjunktur. Wer nicht mitzieht, zieht den Kürzeren. Doch wie die Kehrtwende schaffen? Der Neurowissenschaftler Dr. Arndt Pechstein hat eine Antwort darauf, an der er uns bei unserer vergangenen permanent beta-Veranstaltung teilhaben ließ: Biomimikry. Eine junge, wissenschaftliche Disziplin, die sich Lösungen aus der Natur für die heutige Wirklichkeit zunutze macht. „Ziel ist es dabei, nicht nur Lösungen zu entwickeln, die technisch innovativ sind, sondern die darüber hinaus auch neue Herangehensweisen etablieren.“
Um den Menschen seine Arbeit näher zu bringen arbeitet Pechstein eng mit Wirtschaftsunternehmen und Architekturagenturen zusammen. „Anders als in der Bionik geht es beim Thema Biomimikry nicht um die direkte Kopie der Natur, sondern immer um eine Abstraktion des Bestehenden, das man auf menschliche Problemstellungen übertragen kann. Zum Beispiel innerhalb der Architektur, bei Mobilitätsfragen oder im Bereich Produktinnovation. Sie liefert uns Inspiration und Vorlage zugleich, um die Zukunft unseres Planeten so zu gestalten, dass er auch für künftige Generationen noch lebenswert ist.“
Warum aber nun gerade auf die Biologie hören? Nun, weil eben dieses komplex-adaptive System es geschafft hat mit 3,8 Milliarden Jahren extrem lange zu überleben. Und das mit einer überschaubaren Menge an Materialien. Ein Maximum an natürlicher Expertise, an der wir uns orientieren sollten. Und müssen. Nur so gelangen wir zu wirklich neuen Betrachtungsweisen, die uns langfristig zu intelligenten Lösungswegen, moralisch vertretbaren Prinzipien und Werten führen. Verknüpft mit agilen Methoden und der sinnstiftenden Frage wie wir am besten für und mit Menschen gestalten, schaffen wir uns neue Räume an Möglichkeiten, von denen wir alle global profitieren. Schöne Aussichten.